Seit 10.3.2016 gibt es in Kirchheims Ortszentrum wieder einen Lebensmittelladen – und das gerade mal acht Monate nach der Schließung des Bonus-Markts in denselben Räumlichkeiten. Unter großer öffentlicher Anteilnahme wurde bei strahlendem Sonnenschein der Dorfladen in der Hauptstraße eröffnet. Zunächst einmal begrüßte die Bläserklasse der örtlichen Schule unter der Leitung von Bönnigheims Stadtmusikdirektor Rainer Falk die zahlreichen Gäste musikalisch. „Eine gute Idee wird heute zur Realität“, freute sich anschließend Bürgermeister Uwe Seibold in seinem Grußwort. Ein „Schmuckstück zum Wohlfühlen“ sei der neue Laden geworden, meinte Seibold, der zur Eröffnung nicht nur in seiner Eigenschaft als Rathauschef gekommen war, sondern auch als einer der drei ehrenamtlichen Geschäftsführer der Dorfladen-Trägergesellschaft. Die beiden anderen Geschäftsführer sind Helmut Mayer und Karen Bolkart. 

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„Da die Marktmechanismen versagten, haben wir im Sommer 2015 selber das Heft in die Hand genommen“, sagte Seibold zur Entstehungsgeschichte des Dorfladens. Die Gemeinde hatte im letzten Jahr keine Nachfolgelösung für den Bonus-Markt gefunden. Es wurden daraufhin ein ehrenamtlicher Arbeitskreis gebildet und Anteile am Dorfladen gezeichnet. Mayer – in der Unternehmensgesellschaft für die Finanzen zuständig – nannte ein paar Zahlen zum neuen Dorfladen: Fast 110.000 Euro haben demnach die mittlerweile 226 Anteilseigner am Dorfladen – darunter auch die Gemeinde – bislang aufgebracht. Dieses Geld steckt größtenteils im jetzigen Laden. Ein Kirchheimer Kreditinstitut gewährte der Dorfladen-Unternehmensgesellschaft ein Darlehen für den Erwerb der rund 400 Quadratmeter großen Räumlichkeiten. Sämtliche Kirchheimer Handwerksbetriebe hätten sich bei der Einrichtung des Dorfladens mit eingebracht, stellte Mayer erfreut fest. Der Jahresumsatz beim Dorfladen soll später einmal rund eine Million Euro betragen. Für 2016 rechnet Mayer aber erstmal nur mit 850.000 Euro. Bei der Umsatzrendite geht Mayer von 2,5 bis 3 Prozent vor Steuern aus. 2017 hofft man dann, schwarze Zahlen schreiben zu können. Die ersten drei Monate sehen die Dorfladen-Betreiber als Probephase. Danach will man überprüfen, ob und an welchen Stellen die Produktpalette verändert, reduziert oder erweitert werden soll.

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Bolkart erläuterte, was den Dorfladen von herkömmlichen Einkaufsmärkten unterscheidet: Es wurden Wände eingezogen und mithilfe von Trennwänden räumliche Nischen geschaffen, in denen sich die vielen verschiedenen Lebensmittel nun ansprechend präsentieren lassen. Neben dem Grundsortiment von Edeka bilden regionale, Bio- und Frischeprodukte einen besonderen Schwerpunkt. Da gibt es Gemmrigheimer Honig, Nudeln aus Großbottwar, Apfelsaft von der örtlichen Obsthalle, Pralinen von der Walheimer Schokoladen-Manufaktur „bank-of-chocolate“, Kaffee vom Heilbronner Kaffeehaus Hagen oder erlesene Weinsorten von der Weingärtnergenossenschaft Stromberg-Zabergäu. Außerdem wurde das Schreibwaren-Fachgeschäft Baumann in den Dorfladen mit integriert. Die vielen Helferinnen und Helfer aus dem Ort haben zusammen mit den Handwerkern die Wände neu gestrichen, die Elektrik komplett erneuert und die alten Lampen gegen LED-Leuchten ausgetauscht. „Das alles haben wir innerhalb von sieben Wochen geschafft“, bemerkte Bolkart sichtlich stolz.

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Dorfladen ist ein Gemeinschaftsprojekt par exellence“, lobte Seibold. Rund 5000 freiwillige Arbeitsstunden hätten die ehrenamtlichen Helfer darin investiert. Seibold unterstrich zudem die „soziale Funktion“ des Dorfladens für den Ort und verwies dabei unter anderem auf die Cafeteria im Laden. Außerdem könnten künftig auch Bedürftige mit dem Gutscheinheft „Kirchheimer Bonbons“, das die Gemeinde anstelle eines herkömmlichen Sozial-Familien-Passes herausgibt, im Dorfladen einkaufen. „Jetzt liegt es an der Bürgerschaft, dafür zu sorgen, dass der Dorfladen erhalten bleibt“, meinte Seibold schließlich. Bürgermeister Seibold ist jedenfalls glücklich darüber, dass unter den Anteilseignern Bürgerinnen und Bürger jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft vertreten sind. So spiegelt sich letztlich die gesamte Bürgerschaft im Projekt Dorfladen wider. 

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Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD), die zur Dorfladen-Eröffnung eigens aus Stuttgart angereist war, zeigte sich im Blick auf die gelungene Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingen in die Kirchheimer Dorfgemeinschaft beeindruckt. Der Dorfladen könne einen weiteren positiven Beitrag dazu leisten, sagte Öney, die sich später auch noch zur neuen Moschee im Ort begab. Die Integration funktioniere auch unter den Anteilseignern hatte Mayer bereits zuvor lobend erwähnt. Mit viel Vorschusslorbeeren versah auch die stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Riecker den Dorfladen. Riecker ergriff am Schluss der Eröffnungsfeier vom vergangenen Donnerstag das Wort anstelle von Seibold, der sich zuvor aufgrund seiner Geschäftsführer-Funktion für befangen erklärt hatte. Der Dorfladen sei nicht nur ein Einkaufsgeschäft der üblichen Art, sondern ein „Treffpunkt für das ganze Dorf“, hob Riecker hervor.